36h auf dem Rio Solimões

Früh um 4:20uhr Weckerklingeln. Ich konnte nicht richtig schlafen, weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte der Wecker klingelt vll nicht. Da ich in letzter Zeit ungwöhnlich viele Dinge liegen gelassen habe und auch auf mysteriöse Weise Sachen verschwunden sind, vertraue ich mir aktuell selbst nicht mehr so ganz. Deshalb auch ständig das ungute Gefühl du hast evtl den Wecker nicht richtig gestellt … wäre nicht das erste mal gewesen. Nun ja, lange Rede kurzer Sinn…ich war wach und nahm meine Sachen und stieg ins mir zu schnell dagewesene Taxi…war ich doch kurz davor genüsslich in ein Papayastück zu beissen…damn…so blieb ich ohne Essen.
Am Pier angekommen, waren schon ein paar Leute da, 1h vor Abfahrt sollte man da sein. Als anständige Vertreterin meines Heimatlandes war ich natürlich 5min selbst davor da. Ich muss mir das abgewöhnen ;). Kurz nach fünf ging es damit los, dass das Gepäck gewogen und die Tickets überprüft wurden. Grund alles über 15Kilo musste extra bezahlt werden (1,20€ pro Kilo). Ich war mir sicher, dass ich etwas bezahlen muss, da der grosse Rucksack beim letzten Wiegen 14,35kg hatte und der Kleine auch gezählt wird. Ich hatte natürlich noch reichlich Wasser dabei, weil nicht ganz klar war ob man welches bekommt. Ich wartete bis die meisten ihre Koffer abgegeben hatten und stellte mich dann an. Erstaunlich war, dass nicht alle Koffer gewogen wurden und manche Leute alles auflegen mussten. Vermutlich kann der junge Mann allein beim Anheben bemerken, ob die 15kg überschritten werden. Vielleicht lag es daran, dass ich mit als letztes dran war, aber er wog meine Sachen gar nicht erst. So war ich fein raus und konnte mein Wasser, was ich vorher zur Seite gestellt hatte wieder einpacken. (Ganz schön pingelig. Aber ehrlich gesagt wird man das schnell, wenn man weiss man hat nur begrenztes Budged und Brasilien hat mein eigentlich geplantes Buget sehr gesprengt.)

Ich hatte einen ganz wundervollen Platz (Danke Jose). Zweite Reihe vorn und am Fenster. Neben mir saß eine gleichaltrige Brasilianerin, die sehr interessiert an mir war aber als der Übersetzer aufgrund des fehlenden Internets ausfiel, war die Kommunikation nahezu vorbei. Ausser lächeln und sich gegenseitig etwas Essen anzubieten war nicht mehr drin. Da sie schlecht auf die Fahrt mit Klimaanlage vorbereitet war, liess ich sie unter meinen Schlafsack kriechen. Sie liebte ihn so sehr, dass ich am Ende dachte sie will ihn behalten ;).

Das Boot hatte 88 Sitzplätze und bestand aus einem Innen- und Aussenbereich. Ganz vorn war der Kapitän (dem man jederzeit über die Schulter schauen konnte) und hinten waren die Toiletten, die Küche und ein kleiner Snackladen. Draussen in der Raucherlounge war es ganz nett aber das Motorengeräusch war unerträglich. Hier waren auch überdachte Sitzbänke und es blieben ein paar Leute auch die ganze Zeit dort. Ich vermute stark, dass diese einen geringeren Preis zahlen und sie irgendwie durch Kontakte mitkonnten. Mir tat das junge Pärchen, das offensichtlich bald Eltern wurde doch etwas leid. Es war dort laut, unbequem und natürlich schwülwarm, aber erträglich. Die günstige Alternative zu dem Speedboot wäre das normale Schiff gewesen, welches schlappe 6Tage für diese Strecke gebraucht hätte.

Ich hatte zwei Überraschungsmomente auf dem Boot. Zum einen war das Essen super gut. Es gab Gulasch, Reis, Nudeln und Salat. Gereicht wird wie immer irgendein Softdrink. Der Gulasch hätte es dem Restaurant stammen können oder von Philipp ;). Die Nudeln und der Reis auch bissfest und alles gut abgeschmeckt. Der Koch muss das Essen für knapp 100Leute in einer Küche zubereiten die wirklich ungelogen 1m2 misst. Da passt nur eine Person rein und er kann sich da wirklich nur auf der Stelle drehen und dann zaubert er sowas…und das mittags und abends….boah!!
Die zweite Überraschung war leider sehr negativ. Alles wird hier in Plastik serviert, ausser das Besteck. Man bekommt immer zwei Becher für Kaffee und einen für Etwas zum Trinken. Die Kippenstummel sowie die Plastikbecher werden nach Leeren von den Passagieren dort wo es offen ist einfach wie selbstverständlich über Board geworfen. Ich konnte mir ein aufrichtiges lautes „das darf doch nicht wahr sein“ nicht verkneifen. Ich war echt geschockt mit welchem Selbstverständnis das geschah und keiner ausser mir das irgendwie störrend empfand. Das konnte ich mir nicht ansehen und bin wieder auf meinem Platz gegangen. Hier ist Umweltbewusstsein wirklich noch nicht angekommen.

Es ist echt schön am Regenwald vorbei zu shippern, grüne Landschaft, vorbei an Bananenplantagen, kleinen Dörfern mit Stelzenhäusern, überfluteten Bäumen und hohen Bäumen und Dickicht vorbei. Toll!
Während der Tour liefen immer die neuesten Kinofilme. Sehr gut war, dass diese stumm liefen mit portugiesischem Untertitel. So nervte nix lautes und man konnte zusehen, wenn man wollte und schlafen ohne von schiesswütigen Protagonisten geweckt zu werden. Leider waren die Sitze ganz normale Statische und nicht wie im Bus, wo man die Möglichkeit hatte sie stark neigen zu können. Dennoch hatte ich etwas Glück und gegen gefühlt 4uhr morgens hatte ich die zwei Sitzplätze neben mir auch noch für mich allein und konnte liegend schlafen.

Gegen 8uhr wurde das Frühstück serviert: getoastetes Brötchen mit Käse und Wurst, Zucker mit Milchkaffee und das berühmte Stück Kuchen. Zweimal wurden wir durch die Polizei kontrolliert. Sie waren freundlich zu mir. Er fande zunächst den Einreisestempel nicht und bat mich suchen helfen. Jeweils waren sie zu allen freundlich und bedankten sich. Sie kontrollierten alle und überprüften das Gepäck. Die Crew strampelte innerlich etwas, hatten sie doch einen Zeitplan einzuhalten. Dazu muss ich kurz sagen, dass man Unpünktlichkeit den Brasilianern nicht nachsagen kann. Fast immer sind Busse und Boot nahezu pktl abgefahren und angekommen. Ganz 100%ig geht das auch nicht, weil wie hier mit der Kontrolle oder Menschen, die mehr Gepäck dahaben oder was vergessen oder oder…den Zeitplan immer etwas verschieben aber dann wirklich nur um wenige Minuten.

Kurz vor 19uhr landeten wir in Tabatinga. Dort wurde es langsam dunkel und ich hatte etwas skrupel ein Taxi zu nehmen. Aber so wirklich blieb mir nicht viel übrig. Mein Plan war mit dem Taxi erst zum Flughafen zu fahren dort meine restlichen Reais zu tauschen und dann zur Unterkunft zu fahren. Zudem liegt der Flughafen auf dem Weg zum Hostel. Ich fälschlicherweise etwas, alle wollten 30Reais zum Flughafen. Ich hatte nur noch 50 und zwei 10er in der Tasche und wollte keine 30bezahlen. Also sagte ich ich hab nur 20 und einer nahm mich dann dennoch mit. Er fragte mich was ich denn da wolle, gehen doch jetzt keine Flüge. Ich sagte ihm dass ich nur Geld tauschen will und er sagte, dass es dort kein Tauschbüro gibt. Ich dachte er lügt, da er auf der Hälfte der Strecke an einem Oficine de Campio anhielt und die ganzen 20Reais dafür wollte. Also stritten wir kurz. Ich wollte ihm nur 10 geben, weils ja nur die Hälfte an Strecke war. Er fuhr mich dann zum Flughafen und hatte leider recht. Da gabs nix. Noch nicht mal einen Geldautomaten. Ok zum Glück gibts ja immer super nette Leute. Also sprech ich jemanden an wie ich am günstigsten zur Bank und dann ins Hostel komme. Er sagte mir ich solle ein Motorradtaxi nehmen. Ich zeigte skeptisch auf mein Gepäck … nach dem Motto: mit deeem Gepäck? Ja ja das ist kein Problem, also rief er mir eines und ich bedankte mich und wartete vor der Halle. Er kam dann sogar extra noch raus um dem Fahrer der natürlich kein englisch spricht zu sagen was ich will.

So fuhr er mich erst zur Bank, an dem ich zum Glück beim dritten Versuch auch Geld bekam und er fuhr kurz tanken. Ok dann gings los. Wow das war ein kleines Abenteuer, da das Hostel wirklich ausserhalb der Stadt im Dschungel liegt fuhren wir auch eine Weile. Ich mit dem riesigen Rucksack klammerte mich an ihm fest. Ich glaube man hält sich normalerweise nicht am Fahrer fest, mir wars egal wollte ich nicht runterfallen. Und er hat sich nicht beschwert ;).
Irgendwann kamen wir an und alles war dunkel…auch die Rezeption. Eehhh haallooo??? Da sieht man nix. Ein kleiner Holzweg führte durchs Gedicht. Ich lass an der Tür, dass ich bis zum letzten Haus musste. Also Lichtapp aktiviert und auf dem Holzweg entlang. Da war dann auch jemand. Ich war der einzige Gast! Somit hatte ich eine sechser Hütte für mich allein. Das war wirklich eine Dschungellodge! Mitten im Grünen und um mich herum zirbt und quarkt es mehr als beim Schlafen im Dschungel. Küche , eigenes Bad alles da. Ich hätte zwar schon gern Gesellschaft gehabt…aber gut.
Ich kochte mir schnell ein Fertiggericht und legte mich unter mein Moskitonetz. Hier fühlte ich mich auch vor Raupen und anderen komischen Insekten sicher, die hier sicher irgendwo rumschwirren. Die Hütte hatte nämlich ebenfalls offene Wände, heisst zwischen mir und dem Getier da draussen lag nur ein dünnes Fliegengitter.
Hier ist es auch wirklich feucht und man hat das Gefühl in einem Regenwaldgebiet zu sein. Ich hoffe auf eine ruhige Nacht und freu mich morgen auf den Blick wo mein Hostel nun liegt.

Highlight:
Brasilianische Polizeikontrolle erlebt
Motortaxi gefahren mit riesig Gepäck
Bissl unheimlich allein mit Tausenden von Kleingetier geschlafen

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