Leticia Nr. 2

Es war herrlich aufzuwachen mit verschiedenen Vögelgesängen und mit Blick auf das Blätterdach von Palmen und Bananen und anderen exotischen Gewächsen. Natürlich gab es auch allerlei Getier, aber man gewöhnte sich daran und lebte einfach nebeneinander. So lag ich im Bett und genoss den Blick. Ich versuchte noch mal das Buch zu lesen, was ich von meinen allerliebsten Leipzigern geschenkt bekommen habe. Ich muss gestehen, ich versteh nur die Hälfte, aber es verbessert mein englisches Vokabular.
So bummelte ich herum und versuchte meine neugekauften Würstchen herunterzuwürgen. Bahh waren die eklig. Ich hab etwas Tomatensosse darauf gemacht…damit ging es einigermaßen. Als ich gerade los wollte kam endlich mal ein weiterer Gast in meine Hütte. Nicht mehr so alleine, dass ist nix auf Dauer. Ich brauch jemanden der mir was erzählt. Sonst ists zu ruhig und so quetschte ich meinen neuen Homemade über Kolumbien aus.
Super und meine Laune stieg gleich um einige Level. Er fuhr gleich mit dem Rad an einen Fluss zum Baden und ich nahm das Projekt SIM-Karte in Angriff. Also raus auf die Straße und auf den Bus warten. Das dauert nie lange. Dieses Mal war der „Bus“ ein superalter umgebauter Van mit niedrigen Sitzen. Es sah eher so aus, dass jemand sein privates Fahrzeug nimmt um sich etwas dazu zu verdienen. Wahrscheinlich wars das auch.
Egal. Nachdem der eine noch sitzende Fahrgast auch ausstieg, hatten der Fahrer und ich eine kleine Verbindung. Ich erwähnte, dass die Leute hier super nett sind und absolut kommunikativ. Das muss man auch sein, sonst findet man nie an sein Ziel. Zwei Busse standen sich gegenüber und der andere Busfahrer schenkte meinem eine Nektarine. Und nach ein paar Minuten, bekam ich die Hälfte davon angeboten. Ist das nicht hamma nett?? Ich war aus dem Häuschen. Das gibts in Dtl nicht. Wir sind und müssen auch immer skeptisch sein. (Oh man ich rede schon wie die Omis mit dem Kissen unter den Armen am Fenstersims.) Schade, dass wir aufgrund von Angst vor fremden Menschen, vergessen haben nett zueinander zu sein. Wir konnten uns nicht verbal unterhalten, aber mit den Augen und Gebärdensprache klappte es irgendwie, besonders als fast ein Motorradfahrer in uns hineingefahren wäre.
Im Zentrum von Leticia angekommen verabschiedeten wir uns mehrfach voneinander und winkten uns. 😉 Nett, nett,nett,nett,nett.
Ich steuerte ein bisschen durch die Strassen, machte hier ein Bild und da ein Bild und ging dann in dieses „Internetcafe“. Hahah jetzt erklär mal den netten Damen, die kein Wort englisch sprechen, dass du eine Sim-Karte möchtest. Von Bryan oder Ryan meinem neuen Mitbewohner erfuhr ich, dass das in Kolumbien ohne Identity geht. Also los: „Ähm quisiera un trajeta de Mobilefone…ähm Sim de la claro“ (Claro ist der Anbieter). Fragende Gesichter! Ich holte daraufhin mein Handy aus der Tasche, und zeigte dahin wo die Simkarte sitzt. „Ahhhh … Si…bla bla bla … auf spanisch…cinco mill?“ Ich: „Si“. Stolz wie bolle setzte ich die Karte ein und ging aus dem Laden. Ich wollte gleich mit Philipp schreiben und nach vier Tagen ohne Internet endlich wieder was lesen. Da ich dieses mal nicht auf meinen Kaffee verzichten wollte, setzte ich mich gemütlich in ein Cafe und bestellte einen Kaffee OHNE Zucker. Da die Nachrichten nicht verschickt werden konnten, zeigte ich hilfesuchend der jungen Kellnerin mein Telefon und zuckte mit den Schultern. Sie erklärte mir nach einigen hin und her geklicke und Nummern getippe, dass ich die Sim ja auch aufladen muss. Ähmm ja.. ich Schlaukopf hätte da ja auch selbst drauf kommen können. Isse aber nicht. Also bat ich sie mir aufzuschreiben, dass ich es aufgeladen haben möchte. Also stapfte ich wieder zurück in den Laden mit einem dicken Lächeln im Gesicht was schon von Weitem rief: „Da bin ich wieder“. Ich zeigte stolz meine Zettel und sie fragte wieder wie viel und ich gab die Antwort und daaaannn funktionierte es! Jippiii. Das tolle ist bei Claro, dass diese nicht nur die beste Netzabdeckung haben, sondern dass Whatsapp kostenlos ist. Los gings!
Ich fuhr zurück und da mein Telefon auf einmal zwei Stunden später anzeigte war ich etwas verwirrt. Ich traf dann jemanden auf dem Weg innerhalb der Lodge: Tyran. Tyran ist Biologin, genauer gesagt Ornithologin aus Bogota. Aus „wie spät ist es“ wurde ein eineinhalb Stunden Gespräch. Sie erzählte von Kolumbien und gab mir Reisetipps und ich konnte sie alles Fragen. Da sie zeitweise in Amerika gelebt hatte sprach sie perfekt englisch. Super war das, nach drei Tagen mal wieder richtig mit jemandem sprechen. Auch ob ich Feilschen muss, wass eine Taxifahrt kosten darf, was eine Papaya auf dem Markt kosten darf… wo und ob ich aufpassen muss. Gegen 18 Uhr rieb ich mich erneut von oben bis unten mit Rebellent ein und besprühte wie wild meine Sachen. Ich zog lange Kleidung, schlüpfte in die geliehenen Gummistiefel und wartete erneut auf meine Abholung. Mitlerweile traf ich ein Pärchen, was auf einer Bank Gras rauchte und lachte. Es stellte sich heraus, dass diese auch bei mir wohnen werden und wir machten uns bekannt. Nach ein paar Minuten kam Andres der Besitzer der Lodge bei dem ich die Tour gebucht hatte und teilte mir mit, dass auch heute leider die Tour nicht stattfindet, weil der Guide betrunken sei. Welcome to Columbia!!!
Ich war traurig. War das doch meine letzte Chance im Amazonas noch eine richtige Nachttour zu machen und andere Tiere zu sehen. Tja es sollte nicht sein. Stattdessen wurde aus dem Abend ein sehr nettes Beisammensein. Es wurden von den Einheimischen von ggü ein paar Bier gekauft und an der Strasse sitzend getrunken und geraucht. Kolumbianisches Bier ist im übrigen ganz gut.
Das ist im übrigen äusserst skurril. Die Leute von gegenüber betreiben kleine Minimärkte, bars und Restaurant oder alles in einem. Die Musik der Bars ist ohrenbetäubend laut, dort kann man nichts trinken, wenn man sich unterhalten und nicht den Verstand verlieren will. Des Weiteren liegen sie direkt nebeneinander und sind offen, also draussen. Die Musik übertönt sich also gegenseitig und niemand sitzt da oder nur ein oder zwei Personen. Also von weiter weg denkt man da geht voll die Party, um dann festzustellen, dass da Totentanz ist. Die Musik ist zum anderen auch nicht besonders gut (Hätte nie gedacht dass es unsere Volksmusik auch auf Kolumbianisch gibt.)
Gegen 24uhr gings in die Falle.

Highlight:
Der netteste Busfahrer meines Lebens
Sehr netter Austausch mit Tyran
Blauer leuchtender Schmetterling
Tour abgesagt weil „The guide is drunken“

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